Würde es hier jemanden wundern, wenn ich nun berichtete, dass uns eine sehr turbulente Zeit ins Haus stand? Im Manager-Sprech hieße das, es wird eine spannende Zeit großer Herausforderungen, die wir nur gemeinsam unter Aufbringung aller Kräfte meistern können. Lassen sie uns flexibel und blah, blah, blah… Im Klartext bedeutete es übersetzt, dass ein wahnsinnig großer Hund uns quer durch die Zeiten schubste und er selber einen Heidenspaß dabei hatte. Denn während er uns von einem Zeitfenster in das nächste, äh, vielleicht schwanzwedelte, laberte er mir die Tasche voll.
Wir erledigten alle Formalitäten mit den echt argwöhnisch blickenden und sehr kalt temperierten Angestellten des Tierheims und führten den irischen Hirtenhund hinaus. Dumm nur, dass uns ein sonderbarer Zufall wieder vor die Käfigtür brachte. Dreimal durften wir das Kalb befreien. Vor Freude war mein Anzug komplett nass gesabbert. Also vor Hundefreude. Nebenbei bemerkte er, wie toll das Gefühl sei, endlich aus dem Käfig herauszukommen. Anmerkung des Autors: Zeitreisen trocknen keine Anzüge.
Irgendwann bemerkte auch die Frau eine leichte Ungereimtheit. Sie schaute mich an und versetzte lapidar, ich hätte mir wohl in die Hosen gemacht und spräche fortwährend mit dem Hund. Ich zuckte leicht entsetzt zusammen und mit den Schultern. Ein feucht kaltes Rinnsal suchte sich an meiner Wade den Weg zu den Socken. Mir war das egal. Ich unterschrieb zum dritten Mal den Entlassungsschein und sah Tempus dabei drohend an. Er grinste zurück. Eine weitere Befreiung blieb uns erspart. Zu Hause angekommen spendete ich einen Batzen Geld an das Tierheim und andere »Tiere in Not Vereine«, mit dem Vermerk, sie mögen irischen Hirtenhunden nicht nur wegen ihrer Größe skeptisch gegenüber treten.
Endlich alleine mit dem Zeitsprung im Keller, wollte ich wissen, wie das sein könne. »Was?«, schaute er mich unschuldig an. »Freundchen, schon alleine der Umstand, dass ich mit dir spreche. Von den, äh, Geschehnissen will ich erst gar nicht anfangen!«, presste ich zwischen meinen bebenden Lippen hervor. »Kann es sein, dass du verrückt bist?«, fragt er mich vollkommen ernst und ungeniert, »Ich meine, wer bitte spricht mit einem Hund und kommt ungestraft davon? Würdest du ein alter Grieche zur Zeit des Olymps sein, hätten sie dir ein Denkmal gebaut. Aber hier und heute, gehst du in die Klapse.«.
Es hatte keinen Zweck. Er spielte mit mir und der Zeit. Entnervt rettete ich mich in die Bibliothek und riss wahllos ein Buch aus den endlosen Reihen. Lesen hat mich von je her beruhigt. Sagen sie, glauben sie an Zufälle? Ich nicht mehr. Der Titel des Buches, welches ich niemals, ich schwöre bei meiner Ehre, ich gebe ihnen mein Ehrenwort, niemals vorher gesehen hatte, lautete »Zeitreisen mit dem irischen Hirtenhund«. Mir wurde schwindelig. Auf dem Einband war das Foto eines irre großen Hundes. Das war er. Verdammt, das war er. Sie nannten ihn Fionnagán. Der Blonde. Der Klappentext las die Worte »Begleiten sie uns in die fantastische Welt der Zeitenhunde« - und ich verlor das Bewusstsein.
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