Impulse aus der ersten Reihe im Frühjahr 2021

Einen Austausch anstoßen - #fedikirche

Die erste Staffel dieser Reihe bestand aus 5 online-Abenden mit den Themen:

  • Erfahrungen von Kirche als Hauskirche und als territoriale Gemeinde
  • ,,Lebe Orange!‘’ – Gemeinde und Familie gemeinsam stärken
  • Wenn Gott sein Haus saniert: Herausforderungen von Kirche sein in der modernen westlichen Industriegesellschaft
  • Systemischen Berufungscoaching: lösungsorientiertes Denken und Berufungsfindung

Wir stiegen mit einem Heben von persönlichen Kirchenbildern ein. In der Bibel und unserer Tradition gibt es ganz viele bildhafte Vorstellung von Kirche und Gemeinde. Ein paar davon zur Auswahl: Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes, Volk Gottes, Heilige Priesterschaft, Lerngemeinschaft, Pilgerschar, Krankenhaus, Sakrament, Diener, Lautsprecher, Leuchtturm, Gottes besonderes Eigentum, Weinberg, Gemeinschaft, Armee, Schloss, Familie, Schule, Rettungsboot, Weinstock, Reben und Schafherde

Was bewährt sich beim Umgang mit Kirchenbildern? Die Bibel weiß: Ohne Vision verwildert/verkommt ein Volk! (Sprüche 29,18).

Eine Vorstellung aus dem Denken der Naturwissenschaften kann uns helfen: Modelle sind kritisch reflektierte Bilder, die das Verständnis der Wirklichkeit vertiefen. In seinem Buch ,,Models of the church’’ setzt Dulles so Theologie in Beziehung zum naturwissenschaftlichen Denken und motiviert Modelle zu nutzen. Theologie fokussiert sich auf die letzte Ebene des religiösen Geheimnisses. Das ist noch weniger zugänglich als das Geheimnis der physischen Welt. Es hilft daher unsere religiöse Sprache und religiöse Symbole als Modelle zu verstehen. Noch mehr als naturwissenschaftliche Konzepte können sie ja nur das Objekt der Reflexion annähern. Dies verhindert, dass Konzepte und Symbole Götzen werden. Das Gebot, Du sollst Dir kein Bildnis machen - gehört in diesen Kontext.

Dulles bemerkt dann: … was eine größere Gruppe von Christgläubigen über eine längere Zeitperiode geglaubt hat, sollte angenommen werden, es sei denn es gibt ernsthafte Gründe es zu hinterfragen. Selbst wenn man zum Schluss kommt, die Aussage war falsch, sollte man die Anstrengung unternehmen, die positiven Gründe herauszufinden, die dazu führten, dass Menschen den Irrtum annahmen, und so in der Häresie das Körnchen Wahrheit zu finden.

Außerhalb der Kirche kein Heil - wäre dazu ein Beispiel.

Bei ihm finden sich 7 Kriterien, um Kirchenbilder/-modelle zu beurteilen.

  • Grundlage in der Schrift.
  • Grundlage in der christlichen Tradition.
  • Fähigkeit, den Kirchengliedern ein Gefühl für ihre gemeinschaftliche Identität und Sendung zu geben.
  • Tendenz, Tugenden und Werte zu stützen, die allgemein von Christen bewundert werden.
  • Entsprechung mit der religiösen Erfahrung der Menschen heute.
  • Theologische Fruchtbarkeit.
  • Fruchtbarkeit, die Kirchenglieder zu befähigen, außerhalb der eigenen Gruppe in Beziehung zu treten.

Diese Kriterien lassen sich im Zusammenhang unserer Reihe zu einer Handvoll zusammengefassen. Tragfähige Kirchenbilder / -vorstellungen / -modelle sind:

  • gegründet in der Bibel und der christlichen Tradition
  • ermöglichen eine gemeinschaftliche Identität und Sendung
  • entsprechen dem religiösen Lebensgefühl der Zeit
  • stärken Tugende und Werte, die Christen auszeichnen
  • fördern die Kommunikation in der Theologie / im Alltag (zu Kirchenfremden)

Ein Austausch zu positiven Seiten der Kirchenbildern, die einem wichtig sind, anhand der Fragen:

  • Wie erlebe ich die Erfahrungsseite dieser Bilder?
  • Welches Bild möchte ich besonders für das Kirchesein der Kirche vor Ort nutzen?

Ein erster Schritt in der Arbeit in Gemeinden ist daher immer, sich mit den Menschen vor Ort zu vergewissern, welche inneren Bilder zu Kirche und Glauben uns wichtig sind.

Z.B. die 4 Leitsätze der Gemeinden Magstadt und Maichingen:

Schatz des Glaubens – Brücken bauen Wir wollen den Schatz des Glaubens mit Menschen in unserem (familiären, beruflichen, privaten, …) Umfeld entdecken. Als Gemeinde unterstützen wir uns gegenseitig dabei, Brücken zu bauen und die Freude am Glauben / am Evangelium zu leben und zu teilen.

Unsere Akzente Alle Menschen können in unserer Gemeinde Heimat finden. Durch unser Engagement, unsere Strukturen und unser Miteinander begeistern wir Menschen für die Sache Jesu. Besondere Akzente setzen wir im Bereich Familien, Jugend und Caritas. Wir leben Ökumene.

Verbindung mit Jesus Christus Es ist uns wichtig mit Jesus Christus in Verbindung zu sein. Der Glaube ist für uns Energiequelle, Halt und Stärkung.

Vertrauen auf Gott Wir vertrauen auf den Geist Gottes, der uns leitet und führt, seinen Willen für die Zukunft unserer Gemeinde zu verwirklichen.

Dann lohnt sich ein Blick auf die Ebenen von Kirchlichkeit, wie sie bei Wiedenhofer vorgedacht sind - dazu ist ja etwas im Einführungsartikel aufgeführt. Dazu bieten sich dann folgende Fragen zum Austausch:

  • Welche Formen von Hauskirche haben mein Leben begleitet?
  • Wie habe ich in meiner Glaubensgeschichte Zugang zur dieser Art Kirche zu sein gefunden?
  • Hilft mir der Gedanke, dass dort Kirche real - wirklich wird?
  • Wem möchte ich helfen, dieses Priestertum zu leben und brauche dazu noch Ideen / Unterstützung?

Diese Ebene wird seit einiger Zeit stärker fokussiert. So bemerkt Wiedenhofer:

Geschichtlich gesehen, wurde in der abendländischen Kirche die Familie praktisch zum Vorfeld christlichen Gemeinschaftslebens degradiert. Nun ist es bei uns plötzlich anders. In der Pandemie ist die Hauskirche eine konkrete Option, den Glauben zu leben. In den Familien erfolgt die Weitergabe durch Nachahmen, d.h. es lohnt sich, das konkrete Vorbild der Eltern wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Der direkte Einfluss der kirchlichen Institutionen ist hier gering. In anderen Kulturen, Asiens oder Afrikas ist dies eh anders gehandhabt. Die Schöpfung ist in unserem Glaubensbekenntnis von Erlösung und Vollendung unterschieden, aber sie darf nicht getrennt werden und die Familie ermöglicht einen sehr direkten Bezug zur Schöpfungswirklichkeit.

Hauskirchen entstehen an vielen Orten in unserer Gesellschaft als neue Ausdrucksformen von Kirchesein, in der anglikanischen Kirche (fresh X) genannt, in der holländischen Kirche ein Pionierplatz. Folgende Fragen zum Austausch waren für uns hilfreich:

  • Welcher Gedanke könnte so eine neue Ausdrucksform anstoßen.
  • Was würde mir helfen, als Pionier*in aktiv zu werden?

Der Ausgangspunkt der Ortsgemeinde ist das konkrete politische Gemeinwesen. Das Sozialitätsmedium in der Ortsgemeinde ist der gemeinsame, öffentliche Gottesdienst, vor allem die gemeinsame Eucharistiefeier am Sonntag. So wird die Liturgie - das Werk des Volkes - zum Ort der Glaubenserfahrung und der Glaubensvermittlung auf dieser zweiten Ebene von Kirche. Mehr dazu im Grundsatzartikel.

Oder mit einem anderen biblischen Bild, es entsteht neu der Leib Christi. Gleichzeitig ist die Ebene 2 gesellschaftlich stark unter Druck. Die Bereitschaft, sich auf den gemeinsamen Gottesdienst mit anderen Gruppen einzulassen, nimmt ab. Das ist u.a. ein Grund für manche Initiative, eine personale Gemeinde zu bilden. Unterschiedliche Subkulturen der Gesellschaft schotten sich voneinander ab - errichten, wie es die Milieuforschung nennt, Ekelschranken. Übrigens schon ein sehr altes Phänomen, sonst hätte der Apostel Paulus nicht an die Gemeinde in Korinth vom Leib Christi schreiben müssen. Wiedenhofer bemerkt: Ohne konkrete Glaubenspraxis (erste Ebene) wird dem Handeln Gottes seine Kraft entzogen. Wo der Wahrheitsanspruch nicht als Antwort auf konkrete Fragen eingelöst wird, wird der Wahrheit Gottes, die die Gemeinde bezeugen soll, ihr universaler Anspruch entzogen. Fällt diese Ebene aus, verliert das Zeugnis der Kirche an Relevanz.

Lerngemeinschaft war ein wichtiges Bild von Kirche der Teilnehmenden an unserem ersten Abend. Lernen und lernende Organisationen sind daher Vorstellungen, die am zweiten Abend aus systemischer Sicht vorgestellt werden. Ein Standardwerk in der Systementwicklung / Organisationsentwicklung, ,,The fifth disciplin’’ von Peter Senge half, den Ansatz ,,Lebe Orange!‘’ zugänglicher zu machen.

Die biblische Vorstellung der Lerngemeinschaft findet sich sehr ausführlich im Buch Deuteronomium. Jesus zitiert daraus, als er nach dem wichtigsten Gebot gefragt wird. Der Ansatz ,,Lebe Orange!‘’ greift diese Impulse der Bibel, des Wortes Gottes auf und spitzt sie zu. Wir werden uns diesen Abschnitt nachher anschauen. Zuerst noch einmal ein Blick auf das Lernen. Peter Senge zeigt mit seinem Buch: The fifth disciplin Menschen, die als Organisation gemeinsam lernen wollen, einen systemischen Zugang. Diesen Zugang beschreiben Begriffe wie:

  • Denken in Systemen
  • Mentale Modelle
  • Individuelles Wachstum
  • Gemeinsame Vision
  • Lernen im Team Für ihn ist eine kreative Spannung Voraussetzung zum Lernen. Also die Differenz zwischen Soll und Ist. Eine Frage zum Austausch: Was ist für mich aktuell eine solche Spannung in der Kirche, die ich mit der Neuausrichtung des Vatikanum II verbinde und die zum Lernen anstößt? Also welche Differenz nehme ich wahr, zwischen der aktuellen Wirklichkeit und der Vision dieses Konzils?

Spannungen gibt es in vielfältigen Formen. Wenn wir systemisch auf uns als Kirche schauen, dann fällt auf, es gibt etwas, was uns zieht und was uns zurückhält. Jeder Zustand ist eine Art Gleichgewicht.

Illustration der kreativen Spannung Glaubensätze - Ziele

Was zieht für mich die Entwicklung von unserer Kirche, beim Aufnehmen – Umsetzen der Impulse des Konzils? Was hält uns als Kirche dabei gerade zurück?

Wir erleben in einer Welt, die eine sich immer steigernde Optionsfülle bei begrenzter Zeit bietet, eine deutliche Beschleunigung und einen Grund für FOMO - Fear of missing out.

Welche Resonanz spüre ich bei diesen Bildern / Wahrnehmungen? Lerngemeinschaft - ein biblisches Wort dafür ist Jüngerschaft. Jüngerschaft ist in der deutschen Kirche gerade nicht attraktiv. Prof. Herbst aus Greifswald, der in der evangelikalen Szene viel gehört wird, nutzt deshalb in seinen Impulsen den Begriff mündiges Christsein - d.h. Lernen wird weniger gegenwärtig.

Ein wichtiges Dokument seit dem Vat II ist u.a. Evangelii Nuntiandi und die Vorstellung der Neuen Evangelisation. Weltkirchlich gibt es die Leitvorstellung von missionarischem Jüngersein. Dazu z.B. in der katholischen Kirche der USA den Glaubenskurs ,,Christlife’’ mit drei Modulblöcken

  • Christus kennenlernen
  • Christus folgen (Jünger / Jüngerin werden)
  • Andere zu Christus führen (zum Jüngersein)

Dies orientiert sich an Matthäus Kapitel 28: Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Hat dieser Auftrag Jesu für mein persönliches Leben Bedeutung?

Jüngermachen ist die Übertragung eines griechischen Wortes, das so in unserer Sprache nicht existiert. Jüngert alle Menschen steht da.

Die Revision der Lutherbibel hat auf die Formulierung ,,Macht die Menschen zu Jüngern‘’ daher wieder verzichtet und Diskussionen in der evang. Kirche ausgelöst.

Austauschrunde zu Jüngerschaft und dem biblischen Auftrag: andere in diese Lebensbeziehung mit Jesus Christus zu begleiten / führen. Vielleicht verbinde ich spontan mit Lerngemeinschaft etwas anderes? Was möchte ich mit anderen als Kirche lernen?

Persönlicher Hinweg zum Ansatz, der nun stärker beleuchtet wird: 2004 begann ich meine Arbeit als Pfarrer in Calw. Dort gab es einen sehr ansprechenden Gottesdienst im Advent mit Elementen des sinnenorientierten Ansatzes von Franz Kett. 2008 übernahm ich die Erstkommunionvorbereitung und baute diesen Gottesdienst zu einer kreativen Gottesdienstreihe aus, die als Weggottesdienste die Erstkommunionfamilien begleitete. Dabei griff ich auf Modelle der Initiative ,,Glauben zu Hause Leben‘’ zurück, die die unterschiedlichen Schwellenerfahrungen im Familienleben gottesdienstlich begleiten. Dieser Ansatz von Gottesdiensten ist auch unter dem Namen ,,messy church‘’ in der anglikanischen Kirche verbreitet - wird bei uns seit einigen Jahren unter ,,Kirche Kunterbunt‘’ aufgegriffen.

In diesen Gottesdiensten entsteht ein Schnittpunkt zwischen den Ebenen von Kirchlichkeit: Ortsgemeinde und personale Gemeinde. Das Netzwerk ,,Willow-creek‘’ multipliziert solche Ansätze in die deutsche Kirchenszene. Das Buch ,,Glauben zu Hause Leben‘’ ist darüber auch maschinenlesbar zur Verfügung gestellt worden, so dass die Impulse einfach aufgenommen und verändert werden konnten. Videos und Präsentationen helfen, diese Ansätze in die Verantwortungsgremien unterschiedlicher Gemeinden zu vermitteln. Als Fortführung für die Arbeit in der Gemeinde, dann der Ansatz ,,Lebe Orange!‘’. Wesentlich dabei ist der Versuch, zwei Ebenen von Kirchlichkeit, die personale Gemeinde und die Ortsgemeinde zugleich und durchgängig zu stärken. Diese Option und die Beobachtung, dass ,,belonging bevor believing’’ kommt und die meisten Menschen zu personalen Gemeinden/Gruppen gehören, zieht als Konsequenz Prioritäten für die Gemeindearbeit nach sich.

Die Farbe Orange entsteht durch die Farben:

  • Rot - mit den Familien verbunden (belonging)
  • Gelb - für die Ortsgemeinde (believing). ,,Lebe Orange!‘’ ist ein strategischer Ansatz zur bewussten Förderung dieser Jüngerschaftsbeziehung. Persönlich fand ich mich von diesen Gedanken sehr bestätigt und bestärkt auf meiner Suche nach Werkzeugen in der Gemeindeleitung. Die Autoren zeigen, wie biblische Texte durch eine systemische Sicht neu lebendig werden. Verse aus dem Buch Deuteronomium Kap. 6 sind bis heute zentraler Bestandteil des jüdischen Morgen- und Abendgebets. Vers 4 wird oft als Glaubensbekenntnis des Judentums bezeichnet und nach den ersten beiden hebräischen Worten Schma Jisrael genannt. Motivation für diesen strategischen Ansatz:
  • Die Gemeinde lässt Möglichkeiten ungenutzt, das Leben von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen (Kirche wird im Leben der Familie real!).
  • Gemeinden verpassen entscheidende Gelegenheiten, um den Nöten von kirchenfernen Eltern in ihrem Umfeld zu begegnen. (missionarischer Aspekt)
  • Die Welt nimmt die Kirche weiterhin als institutionell, isoliert und irrelevant wahr. (Ohne Fokus auf die 2. Ebene leidet die Relevanz)
  • Die Gemeinde zeichnet sich durch oberflächliche Beziehungen aus.
  • Eltern und Gemeindeleiter ziehen nicht an einem Strang, wenn es um das Lehren der gleichen Wahrheiten geht.
  • Eltern vermeiden die Erziehung zu geistlicher Reife oder überlassen sie der Gemeinde. (Konsumkultur hat hier ihre Nebenwirkung) Fragen zum Austausch: Strategisches Denken und Handeln im Umfeld der Gemeinde ist selten - welche Gründe vermute ich dafür?

Familienwerte der Orange-Strategie (mit Dtn 6,4-7 als Basis)

  • VOM ENDE HER DENKEN Lenken Sie Ihre Prioritäten auf das Wesentliche.
  • DAS HERZ EROBERN Vermitteln Sie Ihrem Kind/Jugendlichen, wie wichtig Ihnen die Beziehung zu ihm ist.
  • BEI SICH SELBST ANFANGEN Bemühen Sie sich, selbst geistlich zu reifen.
  • RITUALE SCHAFFEN Steigern Sie sowohl die Quantität als auch die Qualität Ihrer Familienzeit.
  • DEN KREIS ERWEITERN Suchen Sie nach guten Vorbildern für Ihre Kinder. Fragen zum Austausch:
  • Welche Familienwerte sind mir aus der eigenen Praxis vertraut?
  • Wo motivieren diese Werte mich, Kirche weiter zu denken?

Familienzeiten der Orange-Strategie (mit Dtn 6,7 als Basis)

  • BEIM ESSEN Lehr-Gespräche, um zentrale Werte zu vermitteln - hier nehmen die Eltern eine LEHRER-Rolle an
  • BEIM AUTOFAHREN Lockere Gespräche, um sich über das Leben auszutauschen - hier nehmen die Eltern eine FREUND-Rolle an
  • BEIM ZUBETTGEHEN Vertraute Gespräche, um zu hören, was dem Kind am Herzen liegt - hier nehmen die Eltern eine RATGEBER-Rolle an
  • BEIM AUFSTEHEN Ermutigende Gespräche, um Wertschätzung und Sinn zu vermitteln - hier nehmen die Eltern eine TRAINER-Rolle an

Dinge, die jedes Kind braucht

  • EINEN ECHT GROSSEN GOTT, dem sie immer vertrauen können - Kinder sollten in dem Wissen aufwachsen, dass Gott ihnen in jeder Lebenslage helfen kann.
  • JEMAND ANDEREN Kinder brauchen Freunde, die sie ermutigen, im Glauben zu wachsen.
  • EINE ANDERE STIMME, die dasselbe sagt, wie ihre Eltern. Wenn Kinder älter werden, brauchen sie noch andere geistliche Vorbilder als ihre Eltern.
  • EIN BESONDERES GESPÜR,das ihnen hilft, weise Entscheidungen zu treffen Gottes Perspektive und seine Wahrheit sollten zum wichtigsten Maßstab werden, an dem sich Kinder im Leben orientieren.
  • NEUGIERIGE ELTERN, die wissen, wo ihre Kinder geistlich stehen. Kinder brauchen Eltern, die sich um gemeinsame Familienzeiten bemühen und aktiv am geistlichen Wachstum ihrer Kinder Anteil nehmen.

Strategische Grundprinzipen, um Gemeinde und Familien gemeinsam zu stärken.

  • DIE FAMILIE MOBILISIEREN Die Kombination zweier Einflüsse stärkt den Glauben im Alltag. Eltern beteiligen sich aktiv an der geistlichen Erziehung ihrer Kinder.
  • DIE GEMEINDE WIRKSAM WERDEN LASSEN Die Kombination zweier Einflüsse erhöht die Chancen. Jedes Kind hat einen fürsorglichen Leiter und eine beständige Gruppe Gleichaltriger.
  • EINE GANZHEITLICHE STRATEGIE Die Kombination zweier Einflüsse schafft Synergien. Eltern und Leitern haben dasselbe Ziel.
  • DIE BOTSCHAFT ZUSPITZEN Die Kombination zweier Einflüsse betont das Entscheidende. Kernwahrheiten werden spannend, relevant und einprägsam gestaltet.
  • DIE CHANCE, EINFLUSS ZU NEHMEN Die Kombination zweier Einflüsse mobilisiert Generationen. Jugendliche erhalten konsequent die Möglichkeit, sich persönlich in der Gemeinde zu engagieren.

Fünf Glaubenskompetenzen

  • MIT DER BIBEL UMGEHEN Einen Überblick erhalten und etwas finden. Lernen, wo sie passende Verse finden können, die ihnen bei bestimmten Fragen helfen.
  • BIBELSTELLEN PERSÖNLICH NEHMEN Auswendig lernen und anwenden. Einprägen, was in der Bibel steht, damit sie sich im Alltag und in schwierigen Situationen an Gottes Wort erinnern.
  • MIT GOTT KOMMUNIZIEREN öffentlich und privat Üben, mit Gott zu reden.
  • ÜBER DEN GLAUBEN REDEN ihn weitergeben und für ihn eintreten. Diskutieren und Hinterfragen, damit sie einen persönlichen Glauben entwickeln, zu dem sie stehen können.
  • GOTT MIT DEM EIGENEN LEBEN EHREN mitarbeiten und sich investieren. Lernen, wie sie Gott in ihrem Alltag etwas zurückgeben und ihm dienen können.

Katalysatoren für geistliches Wachstum

  • LEBENSVERÄNDERNDE WAHRHEIT Was können Sie tun, um ihnen geistliche Wahrheiten zu verdeutlichen?
  • GEISTLICHE ÜBUNGEN Wie können Sie ihnen dabei helfen, geistliche Rituale zu entwickeln?
  • MITARBEIT Wie können Sie sie ermutigen, einen eigenen Dienst in der Gemeinde zu übernehmen?
  • BEDEUTSAME BEZIEHUNGEN Wie können Sie sich effektiver in diejenigen investieren, die Ihrer Leitung unterstehen? Wie können Sie andere Leiter dazu motivieren, bedeutsame Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen zu pflegen?
  • SCHLÜSSELERLEBNISSE Was können Sie tun, wenn es Krisen oder Schwierigkeiten im Leben der Kinder und Jugendlichen gibt?

Fragen zum Austausch:

  • Strategisches Denken und Handeln im Umfeld der Gemeinde ist selten - welche Gründe gibt es dafür?
  • Welche Familienwerte sind mir aus der eigenen Praxis vertraut?
  • Wo motivieren diese Werte mich, Kirche im Kleinen weiter zu denken?
  • Welche Grundprinzipien sind mir aus der eigenen Praxis vertraut?
  • Wo motivieren diese Prinzipien mich, das Tun der Gemeinde weiter zu denken?
  • Welchen Wert - welches Grundprinzip möchte ich mehr kennenlernen?

Lerngemeinschaft war ein wichtiges Bild von Kirche der Teilnehmenden.

Systemische Gedanken waren bei Impulsen von Lebe Orange und Divine Renovation auf das System von Kirche im Blick. Entscheidung + Erwartung waren wichtige Stichworte dabei. Dazu passt eine Weise, Wirklichkeit zu sehen, die in modernen therapeutischen Ansätzen genutzt wird.

Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer nutzt diese Denkweise beispielsweise sehr erfolgreich. Es gibt ein Buch zu den Evangelien unter dem Titel Jesus als Coach - das Jesus als meisterhaften Coach sieht. Viele moderne Zugänge zu Therapie und Menschenführung nutzen das systemische Denken. Die Inhalte an diesem Abend verdanken sich teilweise einem Kurs Systemisches Berufungscoaching von Prof. Dr. Alexander Kaiser UAC.

Die systemische Weltsicht geht davon aus, dass wir unsere Wahrnehmungen ,,konstruieren’‘. Die Wirklichkeit ist nicht wirklich wirklich – alles Erlebte ist subjektiv und entsteht im Auge des Betrachters. Niemand kann objektiv beobachten: Beobachter sind Teil ihrer Beobachtung. Menschen „sind“ nicht, sondern sie „verhalten“ sich – sie können sich im nächsten Augenblick auch ganz anders verhalten und sich fast als „neuer Mensch“ präsentieren. Diese Sichtweise regt auch an beim ,,Kirche weiter denken.’’ Wichtige Bibelstellen zum persönlichen Wachstum für Herrn Kaiser:

  • (Joh 10,10) Jesus sagt: ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Menschen, die Jesus folgen, dürfen das erleben! -(Weish 2,23) Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. D.h. Der Mensch ist aufgefordert ganz Mensch zu werden, indem er das Göttliche in ihm entfaltet. Der Mensch ist als Ebenbild Gottes geschaffen
  • (Röm 8,28f) Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.

Wie geht so etwas - das hat mich interessiert. Die Wunderfrage ist ein Beispiel für dieses anderen Denken: Angenommen - es passiert ein Wunder - ein Engel Gottes kommt und die Probleme in unserer Kirche sind über Nacht weggenommen.

  • Wie würden Sie das merken?
  • Was, wäre anders?
  • Wie wird XYZ davon erfahren, ohne daß Sie ein Wort darüber zu Ihm/Ihr sagen?
  • Wer würde das als erste(r) merken?
  • Woran würde (…) es merken?

Die drei Basisregeln des lösungsorientierten Vorgehens nach de Shazer:

  • Wenn etwas nicht kaputt ist, dann repariere es auch nicht.
  • Wenn du weißt, was funktioniert, mache mehr davon.
  • Wenn etwas nicht funktioniert, dann höre auf damit; mache etwas ander(e)s.

Als Frage zum Austausch bietet sich an: Wenn ich auf Kirche schaue, dann funktioniert (nicht) \ldots

Systemische Theoriegrundlagen Was ist ein System? – Es ist ein Konstrukt (ein Hilfsmittel zum einfacheren Arbeiten), das aus Strukturen, Regeln, Beziehungen, Kommunikationen und Handlungen besteht – die von den Menschen, die dieses System bilden, erzeugt werden. Systemisches Denken

  • ist zirkulär - alles hat wechselseitig Einfluss aufeinander. Es gibt keine eindeutigen „Ursachen“ oder „Schuldigen“, sondern Beteiligungen unterschiedlicher Art und Ausmaßes. (Menschen können sich in verschiedenen Systemen völlig unterschiedlich verhalten.)
  • denkt in Auswirkungen – Menschen können frei wählen, und übernehmen die Verantwortung für die Folgen ihres Handelns.
  • ist zielorientiert, nicht „Ursachen“- und vergangenheitsorientiert – das Problem ist von der Lösung unabhängig.

Annahmen zum Coaching Systemische Arbeit ist Prozessarbeit – der Kunde bleibt Experte für die Inhalte, der Coach gestaltet den Prozess.
Menschen denken in eigenen Mustern – Coaching unterstützt, weniger hilfreiche Denkmuster zu unterbrechen bzw. neue zu finden. Problemlösungen können durch passende Verstörung von außen angeregt werden. Die Arbeit geschieht im Beratung-, nicht im Heimatsystem – im Coaching werden mit dem Kunden Maßnahmen für dessen Leben erarbeitet. Diese muss der Kunde in seinem Leben selber leben.

Kardinal John Henry Newman (+ 1890): „Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist. Ich habe einen Platz in Gottes Plan auf Erden, den kein anderer hat. Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen.“

Dazu diese Frage zum Austausch: Es gibt Überlegungen, die Rolle der Hauptberuflichen Seelsorger*innen als Coaches zu sehen. Welche Denkmuster der Kunden (der ,,normalen’’ Gemeindeglieder) würde es lohnen zu unterbrechen?

Grundhaltungen beim Coaching

  • öffentlich machen, um negative Interaktionszirkeln in der Kommunikation aufzulösen (wesentlichste Methode)
  • kooperieren auf gleichen Ebenen, um Ressourcen miteinander freizusetzen (Voraussetzung)
  • reflektieren - vor allem, wenn es gemeinsam erfolgt - ermöglicht, Veränderung auf allen Ebenen zu bewirken, -respektieren der Einzigartigkeit und Originalität des Anderen (indem was und wie er ist) ist notwendiges Fundament jeder Beziehung, die Begegnung ermöglicht, die bereichernd für alle Beteiligten ist.

Ziel: Was will der Kunde in der Sitzung erreichen bzw. was soll am Ende der Sitzung anders sein, so dass K. sagen kann „es war nützlich …“

Auftrag: Was kann/soll der Coach tun, damit K. das Ziel erreicht (bzw. um gemeinsam mit K. das Ziel zu erreichen)

Das Klären des Auftrags ist wie ein Vertrag, den Coach und Kunde schließen. Das braucht Energie am Anfang eines Kontaktes, lässt dann den Kontakt spürbar besser gelingen.

Berufung – eine Definition Aristoteles: „Wo sich deine Talente mit den Bedürfnissen der Welt kreuzen, dort liegt deine Berufung.“

Erweitert: „Wo sich deine Talente, deine Sehnsüchte und Träume mit den Bedürfnissen der Welt kreuzen, dort liegt deine Berufung.“

ENT - DECKEN
STÄRKEN
SENDEN

Eine Klärung des schwedisches Autor Magnus Malm unterscheidet nochmals Auftrag und Berufung. Er beobachtet in den Evangelien, Berufung ist der Ruf in die Nähe Gottes zu Jesus Christus. Dann erfolgt die Sendung, der Auftrag. Dieser Auftrag, der mit all dem zusammenhängt, was im Coaching dann gehoben wird, kann / darf auch mal scheitern. Die Berufung in die Nähe Gottes hat Bestand.

Innere Bilder dieses Verständnis von Coaching. Es: -ist eine lösungsfokussierte, zeitliche begrenzte Begleitungsform, die thematisch definiert ist

  • baut auf die ressourcen- und lösungsorientierten Kompetenzen des Kunden, die gefördert und aktiviert werden können. Die Lösung liegt beim Kunden.
  • ist ein Expertendialog - es wird auf einer gleichwertigen Ebene kooperiert
  • KundInnen haben alle Ressourcen, die sie zur Lösung ihres Problems benötigen, nur ist ihnen vielleicht derzeit der Zugang zu diesen Ressourcen verstellt.
  • Ein Sichtwechsel wird nötig, der Coach hat die Aufgabe, die (derzeitige) Wirklichkeitskonstruktion der KundIn behutsam zu verstören. Abschlussfrage: Ist im Laufe des Abends ein weiteres Denkmuster / eine Wahrnehmungskonstruktion bewusst geworden, welche(s) verstört werden sollte / könnte?

Bezug zu den Leitgedanken unserer Ortskirche im Dokument Gemeindeleitung im Umbruch 1997 Berufung des Volkes als »Mitarbeiter Gottes« – Wo glaubende und suchende Menschen sich als Mitarbeiter/-in Gottes begreifen lernen und ihre Kompetenz, ihre Lebens- und Glaubenserfahrung, ihre unterschiedlichen Begabungen einbringen, nehmen sie auch Verantwortung für ihr Leben und für ihre Welt wahr. Darüber hinaus sind sie eingeladen, in allen Prozessen des Gemeindelebens nicht nur ausführend, sondern mitverantwortlich tätig zu werden. – Ehrenamtliche Tätigkeit hat eine Qualität eigener Art. Der freiwillige Einsatz von Zeit und Kraft, von persönlichen Begabungen und Interessen muss für diejenigen, die bereit sind, ihn zu leisten, als sinnvoll erlebt werden können und Möglichkeiten bieten, selbst als Person dabei zu lernen und zu wachsen. Frage: Diese Berufung ist aktuell nicht sehr präsent - welche Denkmuster waren dafür vielleicht zu präsent / oder haben gefehlt? Weitere wichtige Impulse zu systemischer Sicht von Kirche: In seinen Büchern zur natürlichen Gemeindeentwicklung beleuchtet Christian Schwarz, ein evangelischer Theologe diese Sichtweise so, dass sie mehr vereinbar ist mit anderen Weisen, Theologie zu betreiben.

Systeme organisieren sich selbst in einem Gleichgewicht der unterschiedlichen Kräfte. Die Vorstellung der kreativen Spannung von Peter Senge zeigte dies gut (2. Abend). In einer Reihe von Büchern, die 3 - Farben von … gibt es Hinweise / Gedanken dazu, wünschenswerte Kräfte gezielt zu bestärken, z.B. in dem man sich

  • der eigenen Gaben / Charismen mehr bewusst wird Die 3 - Farben deiner Gaben Talente
  • des persönlichen Grundantriebs bewusster wird Die 3 - Farben der Gemeinschaft Sehnsüchte Christian Schwarz argumentiert, dass die (kleine) Gemeinschaft dem Einzelnen hilft, mit der Energie, die Gott in ihn gelegt hat, so umzugehen, dass diese ihn nicht zur Sünde verleitet, sondern dazu bringt, Gott und den Menschen in angemessener Weise näher zu kommen. Es ist in diesem Sinn eine Kraft, die hilft, dem eigenen Auftrag auf der Spur zu bleiben. Sünde in der religiösen Sprache meint ja, diesem Auftrag nicht zu entsprechen.

Grundgedanke C.Schwarz 3Farben der Gemeinschaft Ein Selbsttest hilft, sich der wichtigen Energien im eigenen Leben bewusster zu werden. Vielleicht motivieren diese Überlegungen dazu, gezielter auf die Kleingruppen in der Gemeinde zu schauen, also auf die 1. Ebene der Kirchlichkeit. So fragt C. Schwarz: Warum es nicht reicht, „Nein“ zur Sünde zu sagen. Oft ist wichtig, klar zu haben, was ich nicht tun will (Nichtziele) aber nur „weg von …“ ist nicht zielführend. Jede(r) braucht konkrete, positive Ziele, die im Glauben an den dreifaltigen Gott, der in sich ja Gemeinschaft ist, gut mit Gemeinschaftsmerkmalen verbunden werden.

Uebersicht Energie Gemeinschaftsmerkmal - Laster