In unserer Zeit gibt es vielfältige Suchbewegungen von Menschen, die gemeinsam ihren Glauben an Jesus Christus leben wollen, sich vom Herrn, dem Kyrios, haben rufen lassen, so Kirche sind.
Die Suche begleitet das Kirchesein in fast 2000 Jahren, seit dem Menschen, angestoßen vom Geist Gottes, dem Auftrag Jesu folgen, als Jünger und Jüngerinnen Jesu Menschen taufen und sie in die Jüngerschaft einführen.
Für Christen ist die Kirche mehr als eine Institution. Christen vereint in dem alten Bekenntnis des Glaubens der Glaube
der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.
* Kirche geht zurück auf die Apostel, sie hat im Wirken Jesu und seinem Auftrag an die Apostel ihren Ursprung.
* Kirche ist verbunden mit dem weltweiten Leib Christi, dies zielt der Begriff katholisch oder allgemein an.
* Kirche ist verbunden mit dem Vater, Sohn und Hl. Geist, also ein Raum des Heiligen, ein heiliges Volk.
* Kirche verbunden in Nachfolge und Gemeinschaft, eine Gemeinschaft.
Das Thema Kirche entfalten für die katholische Kirche in unserer Zeit im Zweiten Vatikanischen Konzil zwei zentrale Texte: die Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium abgekürzt LG und die Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et Spes abgekürzt GS.
Die Pastoralkonstitution konkretisiert den Leitgedanke des ,,Aggiornamento“ und das Anliegen, ,,Kirche im Gespräch mit der Welt zu sein“.
Lumen Gentium enthält gewichtige lehrhafte Neuakzentuierungen: ,,Volk Gottes“ wird zum zentralen Vorstellungsmodell von Kirchen (LG 2). Zuerst kommt das Ganze, die Gesamtheit aller Gläubigen in den Blick, bevor innerhalb dieses Ganzen Strukturen, Ämter und Hierarchien unterschieden werden.
In interpretierender Weiterführung hat man ,,Gemeinschaft“ (communio) als den zentralen Begriff der konziliaren Ekklesiologie verstanden.
Zum anderen bestimmt das Zweite Vatikanische Konzil die Kirche als ,,gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1).
Als das ,,allumfassende Heilssakrament“ (LG 48) ist sie es, durch die Christus die Menschen mit sich verbindet und in der das in Christus begonnene Heilswerk weitergeht.
Diese Akzentuierungen haben konkrete Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Kirche erlebt und gelebt wird.
Ein Theologe, S. Wiedenhofer, weist darauf hin, Kirchlichkeit wird auf unterschiedlichen Ebenen erlebt, und diese Ebenen haben unterschiedliche Aufgaben / Bedeutungen.
Mehr zu zwei Ebenen von Kirchlichkeit, die im Umfeld des aktuellen Fragen stärker in den Blick kommen werden:
1. Ebene Kirchlichkeit - gemeinsames Priestertum
LG 10: Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht, damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer darbringen und die Machttaten dessen verkünden, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat.
Dieses Tun vollzieht sich im Kontext der persönlichen Lebenswirklichkeit, in den Bezügen des Alltags.
Hier zeigt sich das Priestertum aller Getauften, die durch die Taufe Anteil haben an Jesus Christus und etwas von Gottes Herrlichkeit in ihre Welt (durch IHN / in SEINEM Namen) vermitteln.
1. Ebene der Kirchlichkeit - Familie / Glaubensgruppe
Diese Form von Kirchlichkeit macht die Gruppenerfahrung zum Ort neuer Gemeinschaft von Gott her, indem sie 1. den personalen und gemeinschaftlichen Charakter des Glaubens aktualisiert und 2. die gesellschaftlichen und politischen Implikationen des Glaubens im eigenen Lebenskontext unmittelbar konkretisieren kann.
Glaube vollzieht sich in der (kleinen) christlichen Gruppe primär als in Liebe gegründeter Lebenspraxis. Gläubiges Erfahrungswissen wird so weitergegeben.
Gottesdienst und Katechese müssen die Lebenspraxis begleiten und helfen, die Offenheit für den Geist Gottes zu bewahren.
Wenn diese Ebene ausfällt, verliert Kirche an Realität und Funktion, da Versöhnungsprozesse zwischen Generationen und Geschlechtern nur im gemeinschaftlichen Rahmen eine letzte Ernsthaftigkeit erreichen.
Die Kirchenkrise in unserer Zeit hängt stark mit den Problemen dieser Ebene zusammen.
2. Ebene Kirchlichkeit - Priestertum des Dienstes
LG 10: . . . Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen aber und das Priestertum des Dienstes, das heißt das hierarchische Priestertum, unterscheiden sich zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach. Dennoch sind sie einander zugeordnet: das eine wie das andere nämlich nimmt je auf besondere Weise am Priestertum Christi teil. Der Amtspriester nämlich bildet kraft seiner heiligen Gewalt, die er innehat, das priesterliche Volk heran und leitet es; . . .
2. Ebene der Kirchlichkeit - Territoralgemeinde
Liturgie ist primärer Ort der Glaubenserfahrung und -vermittlung dieser Ebene. Gemeinsam lobpreist die versammelte Gemeinde die Großtaten Gottes, hört Gottes Wort, vollzieht die heiligen Symbolhandlungen, betet und singt und tauscht das Bekenntnis aus und wird so aus vielen Familien und Gruppen, aus Vertretern unterschiedlicher Berufe, unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten und unterschiedlicher politischer Meinungen, in der Öffentlichkeit dieser Versammlung neu zum Volk Gottes zusammengeschlossen. . .
Diese gottesdienstliche Form der Glaubensvermittlung bedarf der direkten Wechselwirkung mit der Glaubenspraxis.
Wo die Glaubenspraxis sich nicht konkretisiert, wird dem Handeln Gottes seine Kraft entzogen. Wo der Wahrheitsanspruch des Glaubens nicht als Antwort auf konkrete Fragen eingelöst wird, wird der Wahrheit Gottes, die die Gemeinde bezeugen soll, ihr universaler Anspruch entzogen. Fällt diese Form der Glaubensvermittlung aus, verliert das Zeugnis der Kirche an Relevanz.
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